Geschwister Scholl Gymnasium
Waldkirch

Naturwissenschaftliches und sprachliches Profil mit bilingualem Zug

Besuch des Zeitzeugen Joachim Kowollik am GSG

„Wer sich der Unmenschlichkeit nicht erinnern will, der wird wieder anfällig für neue Ansteckungsgefahren.“ Mit diesem Zitat schließt das Buch „Verfolgt – verfemt – vergessen“ Erinnerung dem Vergessen entreißen“ von Joachim Kowollik, das den Nachdruck und eine ausführliche Einordnung des Buches „Das war Konzentrationslager Buchenwald“ aus der Feder seines Vaters Paul Kowollik enthält. 

Mit dem Ziel, das Schicksal seines Vaters darzustellen und aufzuzeigen, welche Lehren man daraus auch heute noch ziehen kann, war Joachim Kowollik am 28. Januar 2025 am GSG zu Gast. Anlässlich des Internationalen Tages des Gedenkens an die Opfer des Holocaust sprach Joachim Kowollik vor den Schülerinnen und Schülern der KS1 und KS2 über seinen in Buchenwald internierten Vater und dessen Umgang mit dem Stigma des „Asozialen“ nach dem Zweiten Weltkrieg in Waldkirch.
Paul Kowollik, der aus Oberschlesien stammte, hatte während des Krieges seine zukünftige Frau in Waldkirch kennengelernt. Nach Kriegsende gründete er mit ihr in Waldkirch eine Familie und baute dort unter anderem die Redaktion der Badischen Zeitung auf. Entsprechend konnte sein Sohn, der in Waldkirch aufgewachsen war und dort das Progymnasium besucht hatte, den Schülerinnen und Schülern sein Anliegen mit lokalen Anekdoten besonders deutlich machen.
Eindringlich schilderte Joachim Kowollik, wie die Zeit im Konzentrationslager seinen Vater prägte, wie er auch in der Bundesrepublik beispielsweise durch eine eingeworfene Scheibe Ausgrenzung erfahren hat und wie die Diffamierung als „Asozialen“ ihn zeitlebens belastete. Erst 2020, also 24 Jahre nach Paul Kowolliks Tod, erkannte der Deutsche Bundestag die Gruppe, die im Nationalsozialismus als „Asoziale“ diffamiert wurde, offiziell als Opfer des Nationalsozialismus an. 
Wie viele andere Opfer, die dieser Gruppe zuzuordnen sind, konnte Paul Kowollik bis zu seinem Tod keinen expliziten Grund für seine Inhaftierung ermitteln – seine 1939 nach der Entlassung aus Buchenwald erstellte Polizeiakte enthält beispielsweise den ausdrücklichen vermerk, dass keine Einträge vorliegen. Die physische und psychische Gewalt, die Paul Kowollik während seiner Zeit in Buchenwald erlebt hatte, hat er in mehreren Werken und unterschiedlichen Gattungen festgehalten. 
Seine eindrückliche Schilderung in „Das war Konzentrationslager Buchenwald“, die bereits kurz nach dem Zweiten Weltkrieg erscheinen war und eine hohe fünfstellige Auflage erreichte, wurde mehrfach in der Veranstaltung aufgegriffen. Zum einen veranschaulichte der Mitautor Helmut Siegel den anwesenden Kursen die schonungslose Schilderung des Erlebten, die ihn beim Lesen mit Ekel und Entsetzen erfüllt habe. Auch der Vortrag der Passage „Winter und Weihnacht“ zeigte den Schülerinnen und Schülern deutlich, mit welcher Brutalität die Nationalsozialisten gegen die Inhaftierten vorgingen.
Wir möchten uns von Herzen bei Joachim Kowollik bedanken, dass er unsere Schule besucht und seine Erinnerungen mit uns geteilt hat. Ein herzliches Dankeschön geht auch an den KS1-Leistungskurs Musik unter der Leitung von Herrn Faller, der mit dem Buchenwaldlied einen stimmungsvollen Rahmen für die Veranstaltung geschaffen hat, sowie der Video-AG und der Technik-AG für die Dokumentation und die technische Unterstützung bei der Veranstaltung.

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