Geschwister Scholl Gymnasium
Waldkirch

Naturwissenschaftliches und sprachliches Profil mit bilingualem Zug

Vorlesewettbewerb am GSG

Schatz, liest du mir noch eine Geschichte vor?

Das Vorlesen als Kulturgut

Im Fernsehen kommt wieder einmal nur Uninteressantes. Also lieber früh ins Bett gehen und Vorlesen. Auch als Erwachsene genießen wir es noch zuzuhören und uns dabei in andere Welten versetzen zu lassen. Und so lese ich meinem Mann heute noch vor. Zur Zeit die wunderschönen kurzen Geschichten von Jorge Bucay, in denen wunderbare Lebensweisheiten stecken, die einen durch die Nacht und den nächsten Tag begleiten und zum Nachdenken darüber anregen, was im Leben eigentlich wichtig ist.

Vorgelesen bekommen. Das gehört wohl zu unseren frühesten Kindheitserinnerungen. Damit verbunden sind starke Gefühle: tiefes Mitleid mit dem verzauberten Prinzen, Furcht vor der bösen Stiefmutter, Glück und Erleichterung bei der Erlösung der Prinzessin. Und weil das Vorlesen eben nicht primär der Informationsvermittlung dient, sondern den Menschen Zugang zu ihren Gefühlen verschafft und sie mit anderen mitleiden und sich mitfreuen lässt, ist es ein so wichtiges Kulturgut, denn die Empathie ist für unser soziales Zusammenleben sehr wichtig.

Ein Junge läuft durch das Moor. Es wird schon dunkel. Hinter sich hört er leise Geräusche – es sind Schritte. Jemand oder etwas folgt ihm und es kommt immer näher. Es ist ganz still im Publikum des Vorlesewettbewerbs der sechsten Klassen des Geschwister-Scholl-Gymnasiums. Die Spannung, die Sorge um den Jungen ist fast greifbar. Plötzlich wird die Stimme des Vorlesers laut und aufgeregt, als er von dem Angriff des wölfischen Monsters auf den Knaben liest. Die Zuhörer zucken erschreckt zusammen, sind wie gebannt. Nach dieser spannenden Episode werden sie noch in viele verschiedene Welten mitgenommen: in den Sherwood Forest, wo Robin Hood für die Rechte der Armen kämpft, nach Hogwarts, wo Ron und Harry ihre Freundin Hermine vor einem mächtigen Troll retten, in den Kreis von Agenten, die einen wichtigen Code knacken müssen und in eine Höhle voller Echsen, in der eine kleine Wildhexe eine Prüfung bestehen muss, um vor dem Hexenrat erscheinen zu dürfen. Ausdrucksvoll tragen die Sechstklässler ihre dreiminütigen Textstellen vor und es gelingt jedem von ihnen, trotz der Kürze der Zeit, die Zuhörer in die Welt seines Buches zu entführen und sie in seinen Bann zu ziehen. 

Am Ende muss sich die Jury für drei Sieger der insgesamt zehn Vorleser entscheiden – eine schwierige Aufgabe, denn alle haben ja zuvor jeweils in ihren Klassen geglänzt und sind als Klassensieger hier angetreten. Am stärksten beeindruckt die Juroren schließlich die Leistung von Frieda Mayer, die nicht nur ihren selbst vorbereiteten Text eindringlich vorgetragen hatte, sondern auch die Aufgabe einen unbekannten Text ausdrucksvoll vorzulesen sehr gut meisterte. Auch dem zweitplatzierten Nikolai Schlosser sind diese beiden Aufgaben überzeugend gelungen, wie auch Anne Hilger, die den dritten Platz belegt. Die meist jugendlichen Zuhörer gehen nach Hause, voll von Szenen aus Büchern, die sie nun teilweise sicher auch einmal lesen werden, um zu erfahren, wie es denn wohl weitergeht. Und vielleicht werden einige von ihnen das Vorlesen weiterhin so genießen, dass sie auch als Erwachsene an manchen Abenden auf das Fernsehen verzichten und stattdessen fragen: „Schatz, liest du mir noch eine Geschichte vor?“

Teilnehmer am Vorlesewettbewerb 2018:

6a: Wiktoria Krysowaty, Nikolai Schlosser
6b: Fedor Bammert; Julius Jägle
6c: Lilith Fix; Anne Hilger
6d: Josefine Krehbiel; Frieda Mayer
6e: Leni Heilbock; Julian Kramer

Marie Demmig

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