Wie man am Titel schon sieht wurde die auch textlich anspruchsvolle Hauptrolle weiblich besetzt, hervorragend gespielt von Lea Meyenburg. Die modebessessene Kaiserin ist in ihrer weltfremden Arroganz blind für die Nöte des Volkes. Besonders leidet eine arme Gaukler-und Musikantentruppe Hunger (mit sehr großer Spielfreude und Talent dargestellt von Fenja Waidner, Franka Lehmann und Juna Berghammer), weshalb sie sich eine List ausdenken muss: als angebliche Meisterschneiderinnen verschaffen sie sich Zutritt zum Kaiserhof (symbolisch sehr schöne Kulissen von Annette Voit in Form eines Spiegelsaals). Da die Kaiserin jedem Modetrend blind hinterherläuft, zwingt sie dem gesamten Hofstaat und den Dienerinnen (Liliana Wette, Hannah Kienzler) zunächst auch den sogenannten „shabby chic“ der angeblichen Schneider als neuen Trend auf. Dies befremdet besonders die zwei sehr stark spielenden snobistischen Chefdesignerinnen (Emma Bull und Leonie Winner), die den heute aktuell rivalisierenden Designern - etwa bei Top-Model - nachempfunden wurden. Deren eigene Kollektionen wurden in temporeichen und von rockiger Musik unterlegten Szenen sehr schön von den Nachwuchsmodels (Kaho Ikeda, Vera Santos Mormeneo und Jana Alobudi) präsentiert, welche dann auch eindrucksvoll die gegenseitige Verachtung darstellten, die man befürchten muss, wenn man „nicht dazugehört“. Diese oberflächliche schale Modewelt befremdet die sehr schön natürlich spielende Prinzessin Winnifred (Luise Baier), die unter den Launen ihrer Mutter und dem seltsamen Ballettunterricht von Madame Arnoncur (liebevoll karikiert von Louisa Kern und den zwei Meisterschülerinnen Leonie Hopf und Jana Alobudi) leidet. Umso begeisterter ist Winnie von der jüngeren Schwester Charlie (Juna Berghammer) aus der Schneidertruppe, die so mitreißend spielt, dass die Prinzessin zum ersten Mal Spaß haben kann in ihrem „goldenen Käfig“. Das schöne Gefühl, eine Freundin zu haben, drücken die beiden dann in einer performance zu „Hallo Lieblingsmensch“ von Namika aus (schön gesungen von Alma Clasen). Die Lage am Kaiserhof spitzt sich zu, als die Kaiserin endlich die neue Garderobe der Meisterschneiderin sehen will, die es natürlich nicht gibt. Zum zweiten Mal muss die pfiffige Karoline (Fenja Waidner) zu einer List greifen: sie behauptet, dass für Leute, die dumm oder ihres Amtes unwürdig sind, diese Wundergarderobe leider nicht sichtbar ist. Niemand will natürlich zugeben, dass er dumm ist, so spielen alle das Spiel mit (besonders schön auch in der Ironie erfasst von den Oberhofmeisterinnen Kaho Ikeda und Vera Santos Mormeneo). Auch wurde in der aktualisierten Fassung an dieser Stelle das brandaktuelle Thema „fake news“ thematisiert: wenn mehrere Leute eine Sache behaupten, glauben es nach kurzer Zeit viele weitere. Peinlich wird es dann für die Kaiserin bei den Geburtstagsfeierlichkeiten, da sie nun notgedrungen in einem Unterrock auftreten muss, um nicht zugeben zu müssen, dass sie selbst das Kleid nicht sehen kann.
An dieser Stelle hat sich die Musicalgruppe für ein anderes Ende entschieden: entgegen dem Ausgang im Original, in dem der Kaiser vom Volk entlarvt und der Lächerlichkeit preisgegeben wird, wollte die Gruppe ein versöhnliches Ende, da dem gegenseitigem Auslachen in der heutigen Zeit besonders entgegengearbeitet werden muss; deshalb teilen in der Neufassung die Meisterschneider mit dem Volk das erarbeitete Geld und die Prinzessin Winnifred beschließt, bei ihrer baldigen neuen Regentschaft mit ihrer neuen Freundin Charlie als Beraterin zusammenzuarbeiten, da diese sich auskennt mit Armut, Hunger- aber auch -wie Charlie betont- mit Freundschaft, Musik und Spaß; so endet das Musical in einem Finalsong, der hervorhebt, dass in diesem Land der „Buntgemischten“ niemand mehr ausgegrenzt werden soll. Musikalisch umrahmt wird das „Märchen mit Tiefgang“ durch Musikanten aus den Klassen 5 b, 5 e und 6 a unter Leitung von Caren Bredin und Wolfgang Faller, die mit viel Freude und Begeisterung singen und Mundharmonika spielen. Die professionelle Bühnentechnik lag in den Händen besonders von Julia Timm und Linus Wegner. So dankte das sehr zahlreich erschienene Publikum allen Darstellern mit begeistertem und langanhaltendem Applaus für eine Stunde mit viel Spaß und Humor, aber auch mit vielen Anregungen zum Nachdenken.